Weitere Klartexte
HALLO DEUTSCHLAND! WIR HABEN EIN PROBLEM!
Um was es geht….
Am 25.11. 2021 ist der internationale Tag zu „Gewalt gegen Frauen“. Was hat das mit uns zu tun? Hier bei uns, ist doch alles gut, oder?
Ja, in Afghanistan ist das Leben für Frauen und Mädchen jetzt sehr schwer geworden. Das Mitgefühl ist groß. Sie können nicht mehr zur Schule oder in die Politik gehen! Da haben Frauen es hierzulande wirklich gut. Bei uns gibt es immerhin Gleichberechtigung in der Verfassung! Das Leben ist für Frauen in Deutschland erheblich besser. Das ist keine Frage.
Aber ist unser Leben auch tatsächlich gut? Das ist schon eine Frage wert. Es gibt da leider sehr lästige Fakten, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Mädchen werden eher nicht von Ehemännern verprügelt. Mädchen müssen sich eher sexualisierte Demütigungen anhören oder sie werden im Netz gedisst. Das ist unerhört, vor allem deswegen, weil das scheinbar niemand aufregt. Aber damit ist noch längst nicht Schluß. Das Thema Gewalt gegen Frauen hat noch viel größere Dimensionen.
Was sind Femizide?
Zum Beispiel wird nach der Kriminalstatistik jeden dritten Tag in Deutschland, eine Frau im häuslichen Umfeld von einem Mann den sie kennt, der wütend auf sie ist, ermordet. Ja, ermordet! Tatwaffen sind häufig Stichwaffen. Jeden dritten Tag eine Frau! Jede eine ist eine zuviel! In den Medien ist dann von „Beziehungstat“ die Rede oder von „Familiendrama“. Da kann man nur mit den Schultern zucken. Aufgeregte Menschen sind leider so unkalkulierbar. Auch die Bundesregierung will nicht von „Femizid“ sprechen. So müssen Morde an Frauen aber benannt werden, die durch Männer ausgeführt werden, nur weil sie voller Hass gegen Frauen, oder eine bestimmte Frau sind, die ihnen nicht gehorcht hat. Die Regierung erhebt keine Daten dazu. Femizide werden einfach unter Tötungen mitgerechnet. In die Zahlen sind die Femizide die an öffentlichen Orten geschehen, noch nicht einmal mit eingerechnet.
Was können wir tun?
Wir können überall in den Städten an öffentlichen Plätzen solche bemalten Steine ablegen. Da müssen wir dann einfach dranbeleiben und das ausdauernd immer wieder machen, solange, bis wir gehört werden. Das kann Jede tun.
Wie ist sowas nur möglich?
Aber jede Tat geschieht in einem Umfeld an dem wir alle mitstricken. Nichts kommt aus heiterem Himmel.
Frauenfeindliche hate posts sind alltäglich, die Dunkelziffern bei Vergewaltigungen sind extrem hoch, das ist auch bei Schlägen so, die Frauen einstecken müssen. Keine will das an die große Glocke hängen. Männer brüllen Frauen nieder und schüchtern sie mit Drohungen ein, quälen sie mit demütigenden Herabwürdigungen. Vergewaltigungen werden nicht angezeigt. Gewalt gegen Frauen in Pornos ist heute der Normalfall. All das passiert, aber im Verborgenen. Jeden Tag, versucht ein Mann eine Frau zu töten, über die er nicht bestimmen kann. Es klappt nur nicht immer. Jeden Tag ein Versuch, der jeden dritten Tag klappt! Und all das geschieht an einem Ort der sicher sein müsste, dem Zuhause. Darin liegt genau das Problem, weil es wenig Zeugen gibt und Frauen sich schämen, in so kaputten Verhältnissen zu leben. Oft handeln sie nur, wenn Kinder in Gefahr sind. Familie und Ehebett, das ist für viele Frauen ein gefährlicher Ort! Und überall wird geschwiegen! Gewalt gegen Frauen, das scheint es nur im Gangstermiliieu zu geben. Und nicht ist falscher, denn das kommt auch in äußerlich heilen und in gut bürgerlichen Familien vor.
DAS SIND KEINE BEDAUERLICHEN EINZELTATEN! DAS HAT SYSTEM!
Es handelt sich nicht um eine Urgewalt der Natur. Dieses System entsteht aus der Wut und dem Ärger von unbeherrschten, gekränkten Männern, die es nicht ertragen, dass sie keine Macht über eine bestimmte Frau haben, oder über Frauen ganz allgemein. Was über viele Jahre so häufig geschieht, ist ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem und kein privater „Ausrutscher“. Aber alle schweigen, auch die Frauen! Aber dadurch verschwindet kein Problem.
Was helfen uns schöne Gesetze?
Und? Was hilft es nun, dass wir Frauen „gleichberechtigt“ sind? Es ist nur Theorie, so wie auch die sogenannte „Istanbul Konvention“ nur eine schöne Idee zum Schutz von Frauen ist. Dieser völkerrechtliche Vertrag ist seit 2018 bei uns gültig. Er soll Frauen vor Gewalt und Angriffen auf ihre Würde schützen. Es stehen sehr schöne Dinge da drin. Z.B. sollen genügend Schutzeinrichtungen für bedrohte Frauen angeboten werden oder „nein heißt nein“ ist beim Sex eine Pflicht, auch im Ehebett. Auch Diskriminierung soll streng geahndet werden. Nichts davon hat in der Praxis Bestand. Viele Männer wissen nicht einmal, dass sie Vergewaltiger sind, weil sie es für normal halten, auf das „nein“ einer Frau nicht zu hören. Viele Frauen wissen nicht, dass sie vergewaltigt wurden, weil er auf ihr „nein“ beim Sex, nicht gehört hat. Dass es rechtlich eine Vergewaltigung ist, wenn ein „nein“ beim Sex nicht sofort gilt, das wissen oft nicht einmal Fachleute bei Gericht.
Es gibt dazu keine Fortbildungen für Polizei und Jurist*innen. Auch bei Vergewaltigungsprozessen wird der angeklagte Mann, sehr selten verurteilt. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Bei der betroffenen Frau wird solange in ihrem Leben geforscht, bis ihr guter Ruf irgendwie angezweifelt werden kann. Diese Taktik kennen alle Strafverteidiger. Kein Wunder werden Vergewaltiger selten angezeigt und noch seltener auch verurteilt. Vergewaltigung ist de fakto ein rechtsfreier Raum für Männer.
Und auch bei sexualisierter hate speech oder bei sexualisiertem mobbing gegen Frauen und Mädchen, ist keine Sensibilisierung bei Polizei und Gerichten zu beobachten. Das wird als Dummerjungenstreich und Hysterie abgetan.
Weder das schöne Grundgesetz, noch die beeindruckende „Istanbul Konvention“ sind bei uns in der Praxis umgesetzt. Aber das große Problem bei der Gleichberechtigung ist nicht die Quote in DAX Vorständen. Gewalt gegen Frauen ist in vielen Formen heute bei uns alltäglich. Die Politik gibt sich mit schönen Gesetzen zufrieden. Die Umsetzung ist nicht so wichtig. Das ist das große Problem.
Aber alle schweigen und das aus ganz verschiedenen Gründen. Männer wollen keine Straftäter sein. Frauen wollen ihre Familien retten. Die Gesellschaft, also wir alle, wollen nicht wahrhaben, was los ist. Alle schweigen und alles bleibt, wie es ist. Wir alle sind dadurch Kompliz* ìnnen und damit auch Täter*innen. Das ist bitter.
WAS BRAUCHEN WIR?
• Fortbildung für Polizei und Justiz
• Gewaltfreie Sexualaufklärung in Schulen
• Konflikttraining in Schulen
• Unschuldsvermutung auch für die klagende Frau in Prozessen
• Prozeßkostenhilfestiftung für klagende Frauen
• Ausbau von Frauenhäusern
• Taxigutscheine für Nachtfahrten für Frauen
• Selbstverteidigungsschulung für Frauen und Mädchen
• „Kein Täter werden“ Kurse für gefährdete Männer
• Sexualisierte, verbale Herabwürdigungen oder Bedrohung von Frauen in social media, als besonderen Straftatbestand einführen und verfolgen
In die konkrete Umsetzung dieser Vorgaben des Grundgesetzes und der Istanbul Konvention sollen Schulen, Ausbildungsstätten, Betriebe und Vereine aktiv einbezogen werden.
Wer nun glaubt die Einsicht oder die wohlmeinende Absicht von Parlamentarier*innen, würden das schon richten, irrt sich.
Hier hilft nur Druck von unten. Wo bleibt der?
Lili Berg
weitere Klartexte
Haare am Körper
Wechselnde Moden mit Körper und Kopfhaar gab es immer schon. Manches davon erscheint uns heute ziemlich verrückt. Aber die heutigen Moden wirken irgendwie interessant. Shinead O`Conour trug als Popsängerin Glatze und Amy Winehouse trug eine „Bienenkorb“ Frisur, hoch auftoupiert. Beides war cool.
Aufruf an alle Frauen
Am 25.11. jeden Jahres, findet international der Tag zu „Gewalt gegen Frauen“ statt. Das ist sein 25 Jahren so und immer ist es viel zu still zu diesem Thema gewesen. Sinn dieser Idee ist, die Augen vieler Menschen für dieses, zumindest bei uns, meist verborgene, bedrückende Problem, zu öffnen.
Was ist damit gemeint?
Frauensprache & Männersprache
Zur Zeit ist ja mächtig was los, was Sprachregelungen betrifft. Überall wird diskutiert, ob es eine Sprache geben soll, die Frauen ausdrücklich benennt. „Sind Frauen der Rede wert?“ Um diese Frage geht es. Manche machen das Anliegen lächerlich und karikieren es mit Beispielen wie „Schuhbändelin“ oder „Kochtöpfin“.